Gottesdienst ist mehr als eine Veranstaltung
Liebe Gemeindeglieder!
Liebe Schwestern und Brüder im Glauben!
„Kein Sonntag ohne Gottesdienst“ – das ist in manchen Ländern, wie zum Beispiel den USA, normal. Für viele Menschen dort gehört Kirche zum Ablauf eines jeden Sonntages fest dazu. Auch hierzulande gibt es nicht wenige Menschen, die sonntags gerne in die Kirche gehen, um Gottesdienst zu erleben, der Predigt zuzuhören, Bekannte und Freunde zu treffen, zu feiern, zu singen, zu trauern, persönliche Anliegen im Gebet vor Gott zu bringen, gestärkt und gesegnet nach Hause zu gehen. Es gibt viele Gründe, warum auch bei uns in Barver und Rehden-Hemsloh sonntags die Kirchenglocken läuten und die Menschen zum Gottesdienst einladen.
Seit drei Wochen ist es aber ganz anders geworden. Zwar läuten die Kirchenglocken zu Gottesdienstzeiten, aber die Kirchen sind leer. Aufgrund der Corona-Krise sind leider alle Gottesdienste abgesagt oder verschoben worden. Der Satz „Kein Sonntag ohne Gottesdienst“ bekommt einen neuen Akzent. Er wird zu einer Herausforderung in der Situation, in der öffentliche Zusammenkünfte und Veranstaltungen verboten sind.
Aber ist Gottesdienst nicht mehr als eine Veranstaltung? Ja, viel mehr. Der Hauptakzent in dem Geschehen Gottesdienst liegt nicht auf der Anzahl der Anwesenden, sondern in erster Linie auf Gott. Es ist der Dienst Gottes, der etwas, auch eine Veranstaltung, zu einem Gottesdienst werden lässt. Daher ist Gottesdienst in der Tat weit mehr als eine Veranstaltung. Gottesdienst ist Raum und Zeit, die wir bewusst so gestalten, dass Gott die Möglichkeit hat, uns zu dienen, unter uns zu wirken, uns zu motivieren und zu trösten, uns als Einzelne und als Gemeinden. Natürlich ist ein Sonntagsgottesdienst in der Kirche ein idealer Rahmen, in dem Gottes Wirken durch Wort und Sakrament, durch gemeinsames Beten und Singen, durch Predigt und Segenshandlung deutliche Formen annimmt. Aber auch jetzt, ohne die Möglichkeit eines sonntäglichen Kirchenbesuchs, kann man sich jeden Sonntag etwas Zeit nehmen, die man mit Gott verbringen kann: Gottesdienst im Fernsehen oder im Internet; Lesen von Predigten oder Andachten, die die Kirchengemeinden auslegen oder auf Anfrage verschicken; eine Stille Zeit mit Gebet und Kerze; Lesen der Kinderbibel mit Kindern. Natürlich können diese Alternativen nur schlecht einen Gottesdienst in der Kirche ersetzen. Aber die Ausbreitung des Coronavirus wird uns hoffentlich nicht lange in dieser Situation halten. Bald werden wir wieder gemeinsam Gottesdienste feiern, mit neuen Erkenntnissen, mit neuen Erfahrungen und mit neuer Freude.
Dimitri Schweitz, Pastor