Coronazeit – Ostersonntag – 12. April 2020 Predigt: 1. Korinther 15, 12-20
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.
Liebe Gemeinde!
Liebe Schwestern und Brüder!
Trotz der Corona-Plage ist Ostern überall. Auch die kleinsten Pflanzen, die durch Steine zum Licht aufbrechen, scheinen österliche Freude auszustrahlen. Auch wir wünschen uns seit Tagen frohes Osterfest. Jetzt viel mehr über die social media… Vielleicht, weil wir müde sind von täglichen Berichten über Krankheit und Tod und uns nach etwas Schönem, etwas Fröhlichem sehnen – das ist Ostern für uns, das Fest der Auferstehung, der Hoffnung und des Lebens.
Aber immer wieder finden sich Menschen, die allergisch auf dieses Wort „Auferstehung“ reagieren: „Das ist doch ein Märchen“ – sagen sie und argumentieren damit, dass es dafür keine wissenschaftlichen Beweise gibt.
Aber nicht nur heute, sondern schon damals in den ersten christlichen Gemeinden gab es Skeptiker, die die Auferstehung Christi leugneten. Diese Leute erwähnt auch der Apostel Paulus in seinem Brief an die Korinther. Dies ist auch der Predigttext für den heutigen Ostersonntag: Einige Verse aus Kapitel 15.
Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.
Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.
In der Tat, wenn ich keine wissenschaftlichen Beweise für die Auferstehung Jesu Christi finde, müsste ich zugeben, dass wir alle dumm sind, alle, die am Ostersonntag in die Kirche wollen. Wie dumm und naiv sind all die Hunderte Millionen Menschen, die Weihnachten und Ostern feiern. Und …ich gehöre dazu. Auch alle, die an (einen) Gott glauben müsste man für dumm und naiv erklären. Und nicht nur die. Auch alle, die an Liebe und Freundschaft, an Mitgefühl und Versöhnung, an Schönheit, an Harmonie und Glück glauben, wären nach dieser Logik ebenso dumm und naiv. Denn auch für diese Dinge gibt es keine fundierten wissenschaftlichen Beweise, außer dass es um biologische Mechanismen geht, die die Evolution zwecks Überleben oder Fortpflanzung entwickelt hat und die nichts weiter sind als stumpfe Biochemie…
Doch vielleicht noch wichtiger wäre die Frage: Wird die Welt besser sein, wenn wir alles auf biochemische und physikalische Prozesse reduzieren? Bestimmt nicht. Können Sie sich eine Welt vorstellen, in der es keine Liebe, Freundschaft, Mitgefühl, Versöhnung, Glück gibt, nur weil sie sich nicht mit Zahlen beweisen lassen? Ich bin mir sicher, das
können Sie nicht, denn ohne sie wäre unser Leben undenkbar.
Ostern, liebe Gemeinde, gehört zu diesen Dingen. Es geht nicht um die historische Tatsache, an die, übrigens, ein Drittel der Weltbevölkerung glaubt. Es geht um unsere Sehnsucht. Die Sehnsucht nach einem Leben, wo es keine Trennung und keinen Abschied gibt. Sehnsucht nach einem Leben ohne Angst, ohne Schmerzen, ohne Tränen. Sehnsucht nach einem Leben, in dem es keinen Tod mehr gibt.
Das ist ja kein Geheimnis, liebe Schwestern und Brüder, dass wir alle Angst vor dem Tod haben. Keiner von uns will auf immer und ewig Abschied nehmen von dem, was uns umgibt. Der Gedanke, dass alles irgendwann zum letzten Mal zu sehen sein wird, macht uns traurig. Eigentlich wollen wir auch gar nicht daran glauben, weil wir uns das gar nicht vorstellen können. Unser Geist wehrt sich vehement dagegen. Deswegen sehnt sich unser ganzes Wesen nach einem Weg in die Ewigkeit. Und zwar schon immer. Von dieser Sehnsucht getrieben folgten Tausende Menschen Jesus. Von dieser Sehnsucht getrieben gingen Menschen auch in den Tod wegen ihres Glaubens.
Die Auferstehung Jesu Christi ist Gottes Antwort auf diese Sehnsucht, auf diesen Herzenswunsch, heute genau so, wie damals. Mit der Auferstehung Jesu öffnet sich uns der Weg zu dieser Realität der Ewigkeit, Realität des Lebens mit Gott. Das ist auch der Grund, warum wir unsere Kinder taufen lassen auf den Namen Jesu: Unsere Hoffnung
auf das ewige Leben, auf ein Sein in Gottes Gegenwart.
Auch wenn für viele heute Ostern mehr mit bunten Eiern und Schokoladenhasen verbunden ist, …auch wenn es Besserwisser gibt, die die Auferstehung leugnen, bleiben diese Hoffnung und dieser Glaube lebendig. Natürlich kann man diese Hoffnung und diesen Glauben nicht wissenschaftlich belegen, …weil sie im Herzen stattfinden. Sie kann man nicht wissenschaftlich belegen, aber mit ihnen wird das Leben lebenswert und erfüllt.
Das ist mein Osterwunsch für uns alle: Dass Ostern nicht nur in unseren Kalendern stattfindet, sondern vor allem in unsren Herzen. Dass wir trotz der Coronakrise uns von ganzem Herzen diesem Ostergruß anschließen: „Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! In meinem Leben, in meinem Herzen!“ Gott segne uns diesen Tag!
Und sein Friede, der höher ist als unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Dimitri Schweitz, Pastor
Gebet:
Allmächtiger Gott,
auch den kleinsten Pflanzen hast Du so viel Lebenskraft gegeben, dass sie dicke Steine überwinden, um zu leben, zu wachsen. Dass Du Jesus Christus zum Leben auferweckt hast, gibt auch uns Hoffnung und Lebenskraft.
Gib uns auch jetzt in der Corona-Krise die Kraft zum Leben und zum rechten Handeln, wo wir handeln können. Stärke und die Hoffnung, dass wir auch diese schwere Zeit überwinden.
Wir bitten Dich für alle, die von der Pandemie direkt betroffen sind: Die Erkrankten, die Sterbenden und deren Angehörigen. Segne und Stärke alle, die sich um die Betroffenen kümmern und im Kampf gegen die Pandemie an oberster Front sind. Hilf den Verantwortlichen richtige Wege zu finden.
Gott, führe du uns durch diese Zeit! Amen.